Zwischen dem Massiv von Bauges und der Chartreuse liegt Chambéry vorteilhaft am Tor zu den Alpen und zum grössten französischen See, dem Lac du Bourget. Eine Besonderheit ist die Lage der Stadt an ...
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«Zwischen dem Massiv von Bauges und der Chartreuse liegt Chambéry vorteilhaft am Tor zu den Alpen und zum grössten französischen See, dem Lac du Bourget. Eine Besonderheit ist die Lage der Stadt an der Grenze zwischen Frankreich und Italien einerseits sowie zwischen den alemannischen und südlichen Ländern andererseits. Chambéry profitiert von einem Bergklima, dass durch die niedrige Lage der Stadt (270 m) gemässigt wird.
Chambéry war während drei Jahrhunderten Hauptstadt des Hauses der Savoyer, dessen Prinzen "Pförtner der Alpen" genannt wurden. Ein imposantes Herzogs-Schloss und malerische Altstadtviertel sind aus dieser glanzvollen Vergangenheit erhalten geblieben. Die Altstadtviertel werden von einer prunkvollen Strasse durchschnitten, die von Bogengängen im "Piemonteser Stil" gesäumt wird. Die Viertel sind zum grossen Teil Fussgängerzonen und wurden restauriert. Hier finden sich auch zahlreiche Privatpaläste, die zwischen der Renaissance und der französischen Revolution erbaut wurden und häufig mit Wendeltreppen, Schmiedearbeiten und Illusions-Dekor verziert sind. Ein Gewirr geheimnisvoller Passagen unter und hinter den Häusern, von dem die Besucher oftmals überrascht sind, durchzieht die Altstadt.
Durch seine Lage zwischen Seen und Bergen sind Wasser- und Wintersportmöglichkeiten von Chambéry aus schnell erreichbar. Auch nahezu alle anderen Sportarten werden in zahlreichen Vereinen und Sportanlagen angeboten. Im Wettkampfgeschehen ist Chambéry oft mit seinem Handballverein Chambéry Savoie handball und mit der Profi-Radmannschaft AG2R in den Schlagzeilen präsent.
Diese Vorzüge haben dazu geführt, dass immer mehr Studenten vor allem aus dem Ausland nach Chambéry kommen. Die Universität von Savoyen hat ihren Sitz im Stadtzentrum und ist auf die drei Standorte Annecy-le-Vieux, Le Bourget-du-Lac et Jacob-Bellecombette verteilt. Hoch spezialisierte Ausbildungen mit zumeist alpiner Ausrichtung werden hier angeboten.
Die Stadt ist Titelträgerin, weil...
Mit Chambéry hat die Jury eine Stadt ausgewählt, die seit alters her als "Pforte der Alpen" gilt. Hier kreuzen sich nicht nur die Wege von Nord (Genf) nach Süden (Grenoble), sondern auch von West (...»
«Mit Chambéry hat die Jury eine Stadt ausgewählt, die seit alters her als "Pforte der Alpen" gilt. Hier kreuzen sich nicht nur die Wege von Nord (Genf) nach Süden (Grenoble), sondern auch von West (Lyon) nach Ost (Turin). Während vier Jahrhunderten war der Alpenkamm kein Hindernis und keine Grenze, sondern Herzstück und Bindeglied des Herzogtums Savoyen. Die savoyardischen Herzöge wurden denn auch "portiers des Alpes" (Pförtner der Alpen) genannt.
Auch heute sind die Berge in Chambéry greifbar nahe: Der Hausberg Nivolet, das Massiv von Bauges und das Massiv der Chartreuse. In der Ferne winken die vergletscherten Gipfel der Belledonne. Die Berge prägen die Entwicklung der Stadt und die Mentalität ihrer Bevölkerung bis auf den heutigen Tag. Aller Urbanität zum Trotz hat sich Chambéry im Verlaufe seiner wechselhaften Geschichte nie als Gegenpol zur gebirgigen, ländlichen Umgebung verstanden, sondern als Teil davon. Der Warenaustausch mit den grossen Bergtälern und über den Alpenhauptkamm hinweg mit Italien hat der Stadt lange Zeit Wohlstand beschert.
Ja, in den letzten Jahren hat sich Chambéry den Bergen weiter genähert, Verantwortung für die drei umgebenden National- und Naturparks der Vanoise, des Massivs von Bauges und der Chartreuse übernommen. Bevölkerung und Behörden haben erkannt, dass die Attraktivität und die Lebensqualität der Stadt massgeblich von der Umgebung abhängen. Eine lebendige Stadt braucht ein lebendiges Umland und muss bereit sein, sich dies etwas kosten zu lassen. Die Stadt will mit der Schaffung des "Maison des parcs" ("Haus der Schutzgebiete") demnächst einen weiteren grossen Schritt tun.
Diese vorbildliche Kooperation mit dem Umland war ein wesentlicher Grund für die Jury, Chambéry zur Alpenstadt des Jahres zu wählen. Hinzu kommt die lange Tradition der Stadt in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, die grosszügige Gastfreundschaft, die wohlwollende Unterstützung internationaler Konferenzen, das vielseitige kulturelle Schaffen und die verschiedenen nationalen Bergorganisationen, welche die Stadt zu ihrem Sitz wählten. "Il fait bon vivre à Chambéry." ("In Chambéry lässt es sich gut leben."), sagen Einheimische und Zugezogene. Auch die Besucherinnen pflichten dem gerne bei.
Die Jury ist auch beeindruckt von den Bemühungen der Behörden und der Bevölkerung um eine stete Verbesserung der Lebensqualität und um die nachhaltige Entwicklung - kein leichtes Unterfangen in einer Agglomeration in den Alpen von über 100'000 Menschen und im Kontext einer globalisierten Wirtschaft mit massivem Druck auf die Arbeitsplätze.
Der Titel "Alpenstadt des Jahres" soll die Stadt Chambéry anspornen, sich weiter für eine lebenswerte Zukunft zu engagieren. Der Titel ist eine Einladung an die Bevölkerung und alle gesellschaftlichen Gruppierungen, sich während eines Jahres vertieft mit der "doppelten" Identität - der städtischen und der alpinen - auseinanderzusetzen, die Beziehungen zum Umland zu vertiefen und sich mit anderen Alpenstädten zu vernetzen. Das Projekt "Alpenstadt des Jahres" leistet so einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Alpenkonvention.
In Chambéry sind die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Alpenstadtjahr gegeben.
Die Jury der Alpenstadt des Jahres, die sich aus Vertretern von drei alpenweit tätigen Organisationen zusammensetzt (Arbeitsgemeinschaft der Alpenstädte, Internationale Alpenschutzkommission CIPRA und Pro Vita Alpina), hat einstimmig beschlossen, der Stadt Chambéry den Titel "Alpenstadt des Jahres 2006" zu verleihen. Die Jury freut sich auf ein anregendes Alpenstadtjahr in Chambéry.
Andreas Weissen, 06.06.2005